Deutschlands Digitalstrategie – versprochen für das erste Halbjahr 2022 – wurde auf Ende August verschoben. EURACTIV sah den Entwurf, der laut Experten nicht den Erwartungen entspricht. Das zuständige Ministerium stellte weitere Änderungen in Aussicht.
Die Bundesregierung hat sich in der laufenden Legislaturperiode eine „digitale Transformation“ des Landes zum Ziel gesetzt. Der Minister für Verkehr und Digitalisierung, Volker Wessing, bestätigte, dass sein Ressort die Initiative leiten werde.
Während digitale Themen auf mehrere Ministerien verteilt sind, dient die digitale Strategie als vereinheitlichendes Instrument, mit dem unterschiedliche Stellen Lehrpläne koordinieren können.
Nach langem Warten ist endlich ein Entwurf der Grundlagen für diese digitale Transformation in Umlauf gebracht worden. Es gibt jedoch mehrere Mängel, von denen die Interessengruppen hoffen, dass sie überprüft und geklärt werden.
Das sagte Achim Berg, Präsident des Digitalverbands Bitkom, am Dienstag (5. Juli) in einer Pressemitteilung.
Bitkom bedauert jedoch, dass noch viele offene Fragen bestehen. So ist zum Beispiel nicht klar, welche Maßnahmen wann umgesetzt werden und in vielen Bereichen des Unternehmens ist die Strategie noch „schwach“.
Laut Oliver Som, Geschäftsführer des Digitalverbandes eco, entspricht die Beschreibung einzelner Projekte „teilweise nicht unseren Erwartungen“.
Die Strategie sieht mehrere Digitalisierungsprojekte vor. So müssen beispielsweise Verwaltungsschritte schnell und einfach online erledigt werden, und jede Person muss sich digital und sicher ausweisen können.
Offene Fragen, mehrdeutige Sprache
Statt eines Scattergun-Ansatzes plädiert der Bitkom seit langem für eine starke Fokussierung der Mittel auf digitale Schlüsseltechnologien, die nicht „kritisch adressiert“ werden.
Auch eine klare Verpflichtung in Form einer Frist, auf die vielfältigen Schriftformerfordernisse zu verzichten, fehlt. Der Entwurf biete laut Bitkom immerhin „Diskussionsstoff und Raum für Weiterentwicklungen“, die „in weiteren Abstimmungen mit Mut und Konsequenz gefüllt werden müssen“.
„Leistungsstarke und vertrauenswürdige digitale Infrastrukturen fördern […] Neben dem integrierten IT-Konzept des Bundes bleiben Länder und Kommunen generell sehr vage und müssen mit messbaren Zielen und klaren Zeitvorgaben weiter definiert und unterstützt werden.“
Soma fügte hinzu, dass die Förderung von Vertrauen und Integrität in digitale Technologien auch ein Aspekt sei, der im Entwurf nicht ausreichend beschrieben werde.
Drei-Punkte-Aufzug
Gemäß der Strategie wird ein spezieller Raum drei Hauptthemen gewidmet. Dies sind Datenbereitstellung und Gigabit-Netze, die Einführung sicherer elektronischer Identitäten, einheitliche Standards und Frameworks für Interoperabilität und Skalierbarkeit.
Diese drei Hebepunkte sollen die Basis für alle zukünftigen Projekte sein, die vom jeweiligen Resort umgesetzt werden.
„Allerdings ist mehr als nur Betonieren erforderlich“, kommentierte Bitcom.
Wann die eID eingeführt wird, welche Ziele priorisiert werden und wie genau die Datenverfügbarkeit erhöht wird, ist unklar.
Klar ist, dass bis 2030 jeder in Deutschland Zugang zu Gigabit-Netzen haben wird, ein Vorschlag, der bereits in den Zielen der Digitalen Dekade der Europäischen Union verankert ist.
Die Vision ist, dass die Strategie als „Bekenntnis zu uns als Bundesregierung“ gesehen wird und die Koalition am Ende der Legislaturperiode an ihren Zielen gemessen wird.
Startpunkt
Der Entwurf betont auf der ersten Seite, dass Projekte hinzugefügt, überarbeitet oder ersetzt werden können, und erklärt, dass sie noch lange nicht abgeschlossen seien. „In den kommenden Wochen werden wir die Ziele realistischer und messbarer machen“, heißt es in dem Entwurf.
Die Umsetzung der Strategie müsse von einem Gremium der Staatsminister „begleitet und gelenkt“ werden. Allerdings ist noch unklar, wie viel Budget wann zur Verfügung stehen wird.
Die endgültige Strategie wird bei einer Kabinettssitzung am 31. August in Meeseburg vorgestellt. „Bis dahin haben wir noch viel Zeit, die zur Überprüfung und Verbesserung genutzt werden sollte“, sagte ein Pressesprecher des Digitalministeriums gegenüber EURACTIV.
[Edited by Luca Bertuzzi/Nathalie Weatherald]
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